„Wir haben einfach ein schwieriges Jahr“ – oder steckt mehr dahinter?
Wenn Mitarbeitende gehen, ist das erstmal normal. Menschen wechseln den Job, verändern sich, ziehen um, suchen neue Herausforderungen. Aber was ist, wenn es häufiger passiert? Wenn das Team ständig neu gemischt wird, wenn Einarbeitung zur Daueraufgabe wird und wenn man beim Verabschieden schon innerlich das nächste Vorstellungsgespräch plant?
Vielleicht haben auch Sie sich in letzter Zeit gefragt, ob Ihre Fluktuation noch im Rahmen ist – oder ob sie ein Warnsignal ist. Vielleicht denken Sie, das sei eben so in Ihrer Branche. Oder dass der Fachkräftemangel das Problem ist. Doch in vielen Fällen liegt die Ursache nicht im Markt – sondern im eigenen Unternehmen.
Fluktuation ist kein Zufall – sie folgt Mustern
Die Entscheidung, ein Unternehmen zu verlassen, reift selten über Nacht. Oft beginnt sie mit kleinen Irritationen, mit einem schleichenden Rückzug. Irgendwann kommt ein anderer Arbeitgeber mit einem besseren Angebot – aber meist öffnet erst die innere Distanz die Tür nach außen.
Und genau das ist die gute Nachricht: Wenn Fluktuation systemische Ursachen hat, dann ist sie beeinflussbar.
„Mitarbeitende gehen nicht, weil sie es geplant haben – sondern weil sie auf Dauer nicht bleiben wollen.“
Hier sind sieben häufige Gründe, warum Fluktuation höher ist als nötig – und was sie mit Führung, Kultur und Fürsorge zu tun haben.
Die 7 häufigsten Gründe für Fluktuation
1. Es fehlt an echter Anerkennung
Viele Unternehmen glauben, ihre Mitarbeitenden seien zufrieden – solange sie nichts Gegenteiliges hören. Doch das ist ein Trugschluss. Wertschätzung ist kein Nebenprodukt, sondern ein aktiver Prozess. Wer dauerhaft gibt, aber nichts zurückbekommt – keine Rückmeldung, keine Aufmerksamkeit, keine echte Anerkennung – wird sich irgendwann entkoppeln. Und zwar innerlich lange bevor er kündigt.
2. Die Entwicklungsmöglichkeiten sind unklar
„Hier kann ich mich nicht mehr weiterentwickeln.“
Dieser Satz fällt oft in Exit-Gesprächen – und oft zu spät. Menschen wollen wachsen. Und wenn das Gefühl entsteht, auf der Stelle zu treten, sinkt die Bindung. Auch kleine Schritte,
Perspektivgespräche oder individuell zugeschnittene Aufgaben können helfen, Entwicklung spürbar zu machen.
3. Führungskräfte führen nicht – sie verwalten
Nicht alle, aber viele Kündigungen sind in Wahrheit Kündigungen von Führung. Wenn Teams nicht wissen, woran sie sind, wenn Feedback nur bei Fehlern kommt oder wenn Führungskräfte überfordert oder gleichgültig wirken, verliert das Team Vertrauen. Und ohne Vertrauen gibt es keine Bindung.
4. Gesundheit & Belastung werden ignoriert
Der Krankenstand steigt, das Team stöhnt – aber das Tagesgeschäft geht weiter. In vielen Betrieben wird Belastung lange ignoriert. Bis jemand ausfällt. Oder geht. Wer die psychische und körperliche Gesundheit seiner Leute nicht ernst nimmt, riskiert nicht nur Ausfälle, sondern auch Kündigungen aus Überlastung.