Er geht nicht im Streit. Keine Szene, kein Drama. Nur ein höfliches Gespräch, eine saubere Übergabe – und dann ist Ihr Mitarbeiter weg. Sie danken für die gute Zusammenarbeit und wünschen alles Gute. Die Stelle wird neu ausgeschrieben, der Alltag läuft weiter. Alles wirkt professionell, effizient, abgeklärt.
Und doch: Irgendetwas fehlt. Ein Projekt stockt. Die Kundenbeziehung ist nicht mehr so rund. Die Nachfolgerin ist freundlich, aber braucht Zeit. Und Ihre erfahrene Kollegin? Die nimmt nicht nur ihr Know-how mit, sondern auch das Vertrauen, das sie über Jahre aufgebaut hat.
Was Sie zurücklässt, ist mehr als eine Lücke im Team: Es ist ein Kostenblock, der sich nicht sofort zeigt, aber garantiert entsteht.
Die wahren Kosten einer Kündigung: unterschätzt, unsichtbar, wiederkehrend
Viele Unternehmen reagieren schnell, wenn es um Recruiting geht. Stellenportale, Headhunter, LinkedIn-Anzeigen – kein Problem. Aber wenn es um die Kosten des Verlusts geht, wird kaum jemand konkret. Vielleicht auch, weil die Zahl weh tut. Denn sie ist hoch. Und sie ist vermeidbar.
Laut einer Studie von Deloitte liegen die durchschnittlichen Kosten für eine einzelne Kündigung zwischen 15.000 und 45.000 Euro – je nach Position sogar darüber. Und das ist kein Worst-Case. Das ist die Regel.
Die Summe ergibt sich aus vielen kleinen Teilen: Abfindung, Resturlaub, Einarbeitung, neue Stellenausschreibung, Zeit in Bewerbungsgesprächen, Verluste durch sinkende Produktivität, überlastete Kollegen, gestörte Kundenbeziehungen, Stillstand in Projekten.
„Es ist nicht die Kündigung selbst, die teuer ist – es ist alles, was danach passiert.“
Und dabei sprechen wir noch gar nicht vom emotionalen Kapital, das verloren geht: Vertrauen, Kontinuität, Rhythmus. Mitarbeitende kündigen nie im Vakuum. Sie reißen Netzwerke mit. Und sie hinterlassen eine Unsicherheit, die im Team spürbar bleibt – auch wenn das niemand laut ausspricht.
Die meisten Kündigungen kommen nicht überraschend – sie kommen schleichend
Wer kündigt, geht nicht von heute auf morgen. Die Entscheidung, ein Unternehmen zu verlassen, reift über Monate – manchmal über Jahre. Sie kündigt sich an durch Zurückhaltung, durch steigenden Krankenstand, durch abnehmendes Engagement. Und genau deshalb ist sie auch steuerbar.
Laut dem Gallup Engagement Index 2023 fühlen sich 62 % der deutschen Beschäftigten nicht emotional an ihr Unternehmen gebunden. Noch schlimmer: Jeder fünfte hat bereits innerlich gekündigt, während er noch auf der Gehaltsliste steht.
Das ist kein HR-Problem. Das ist ein betriebswirtschaftliches Risiko.